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Wo die Hexen hausen und Kobolde wohnen

Heute gibt es einen Gastbeitrag von der leidenschaftlichen Harzliebhaberin Ronja Bär

Auf den Spuren der Sagen und Myten des Harzes

Um den Harz ranken sich unzählige Sagen und Legenden. Das Mittelgebirge bietet mit seinen dunklen Nadelwäldern (die leider inzwischen zu großen Teilen dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen sind), zerklüfteten Felslandschaften und dichten Nebelschwaden aber auch die besten Grundlagen für solche Geschichten.

 

Neben der atemberaubenden Landschaft ist einer der Hauptgründe für die vielen Mythen die Geschichte des Harzes. Früher war die Region germanisches Kernland, viele Menschen glaubten also an heidnische Götter und das auch noch lange nach der Christianisierung. Viele verschiedene Könige regierten über das Land, die Kirche predigte vom Teufel und in den Bergwerken und Stollen, die für die Mittelschicht Lebensgrundlage waren, geschahen manchmal unerklärliche Dinge. Andere Sagen kommen von Bräuchen und Riten, die ihren Ursprung vor vielen hundert Jahren haben. Und das alles war so faszinierend, dass schon Goethe und Heinrich Heine sich auf ihre Spuren begaben und über sie berichteten.

 

Im Folgenden stelle ich euch drei Sagen vor, deren Orte auf jeden Fall einen Besuch wert sind.

 

Der Blocksberg und die Walpurgisnacht

 

Es gibt im Harz wohl kaum einen anderen Berg, um den sich so viele Mythen und Legenden ranken, wie den Brocken. Der höchste Berg des Mittelgebirges wird jährlich von zwei Millionen Besuchern besucht. Ganze 300 Tage im Jahr liegt er im Nebel verborgen (und ist damit der nebelreichste Ort in ganz Europa) und selbst im Juli beträgt die Tageshöchsttemperatur nur etwa 10° C. Besonders bekannt ist die Brockenbahn: Dampfloks, die täglich tausende Gäste auf den Berg und wieder hinunterfahren.

 

In der Walpurgisnacht, der letzten Nacht im April, so heißt es, kommen alle Hexen des Landes auf ihren Besen zum Blocksberg, wie der Brocken im Volksmund genannt wird, geritten, um dort mit dem Teufel Hexensabbat zu halten. Dabei tanzen sie lachend um große Feuer herum. Und auch wir Menschen lassen es uns nicht nehmen, einmal im Jahr die Walpurgisnacht zu feiern, zum Beispiel auf dem berühmten Hexentanzplatz in Thale.

 

Und auch Brockengespenster soll es am Berg geben. Sie erscheinen neben Wanderern in den Nebelbänken und scheinen sie zu verfolgen. Dieser Mythos lässt sich aber schnell wissenschaftlich erklären: Nach dem deutschen Wetterdienst handelt es sich um eine „atmosphärische Erscheinung, bei der auf einer Nebel- oder Wolkenbank der stark vergrößerte Schatten des Beobachters zu sehen ist.“

 

Die Prinzessin Ilse

 

Das Ilsetal mit seinen rauschenden kleinen Wasserfällen und dem Ilsestein liegt bei Ilseburg nordöstlich des Brockens, der sich von hier aus mit einer wunderschönen Strecke erwandern lässt.

 

Es gibt mehrere Erzählungen von der Prinzessin Ilse. Eine besagt, dass früher, als es das Ilsetal noch nicht gab, ein Riese mit seiner Tochter Ilse auf der Burg Ilsestein lebte. Ilse verliebte sich in einen edlen Ritter vom benachbarten Westerberg. Der Riese, der nichts von dieser Liebe hielt, trennte den Ilsestein und den Westernberg mit einem gewaltigen Faustschlag. Aus Verzweiflung stürzte sich Ilse in den Fluss am Fuß des Burgbergs, der seither ihren Namen trägt.

 

Aufmerksamen Wanderern begegnet seitdem die in ein weißes Kleid gekleidete Frau, die sich unterhalb des Felsens im Bach wäscht. Die Legende besagt, dass jeder, der sie so sieht, von ihr auf ein kristallenes Schloss gebracht und mit Gold beschenkt wird.

 

Die Teufelsmauer

 

Die Teufelsmauer ist ein 20 km langes Naturdenkmal und erstreckt sich von Blankenburg bis nach Ballenstedt. Die Sandstein-Felsformation weist einige markante Einzelfelsen auf, wie das Hamburger Wappen, den Adlerfelsen oder den Cäsarfelsen.

 

Die Legende, die sich um die Teufelsmauer rankt, und von der sie auch ihren Namen hat, erzählt vom Streit zwischen Gott und dem Teufel. Letzterer war unzufrieden, weil er bei der Aufteilung der Welt nicht mit berücksichtigt worden war. Um den Streit endlich beizulegen, schlug Gott einen Handel vor: Der Teufel sollte in einer Nacht ein Gebiet mit einer Steinmauer einfrieden, das dann ihm gehören solle. Zeit hatte er bis zum ersten Hahnenschrei.

 

Der Teufel machte sich also nach Sonnenuntergang an die Arbeit und begann, die Mauer zu errichten. Gott allerdings trug einer Frau auf, mit ihrem Hahn zum Markt in eine benachbarte Stadt zu gehen. Gerade, als der Teufel den letzten Stein auf seine Mauer setzen wollte, stolperte die Frau und der Hahn begann vor Schreck zu krähen.

 

Der Teufel glaubte, die Nacht sei zu Ende und zerschlug aus Wut seine Mauer. Die Überreste bilden die heutige Teufelsmauer.